„Wenn alle Chirurgen, alle Psychoanalytiker, alle Ärzte
von ihren Tätigkeiten weggeholt werden könnten und
sich für eine Weile im Amphitheater versammelten,
wenn sie in Ruhe und Frieden
die dringenden Bedürfnisse
der Menschheit eingehend erörtern könnten,
würde die Antwort rasch erfolgen,
sie würde einstimmig lauten: REVOLUTION!
Eine Weltrevolution von oben nach unten,
in allen Ländern, allen Klassen,
in jeder Schicht des Bewusstseins.“
Henry Miller, Der Koloß von Maroussi
Prolog
Die #MeToo-Debatte, die auf Grund der bekanntgewordenen sexuellen Übergriffe in der Filmindustrie im Herbst 2017 in allen Medien geführt wird, zeigt einmal mehr auf, dass dieses Thema latent vorhanden ist – seit Jahrhunderten, wenn nicht gar seit Jahrtausenden. Solange die Medien „publikumswirksam“ am Thema interessiert sind, wird es in das Bewusstsein der Menschen geholt – um dann wieder für unbestimmte Zeit in der Versenkung zu verschwinden. Wie lange noch werden die Menschen brauchen, um in diesem zentralen Daseinsthema ihren Frieden zu finden?
Dr. Dieter Duhm, Psychoanalytiker, Soziologe, Autor mehrerer Bücher und Mitbegründer des ersten Heilungsbiotops „Tamera“ und des Instituts für Globale Friedensarbeit (IGF) in Portugal schreibt dazu:
Die Überlebensfähigkeit der menschlichen Gesellschaft
„Sexualität und Gewalt sind ein Grundthema der ganzen patriarchalen Epoche, fast könnte man sagen: ihr Kern. Das Thema Sexualität ist durchzogen vom Thema Gewalt, sei es bewusst oder unbewusst, in der Handlung oder in der Phantasie, aktiv oder passiv, sadistisch oder masochistisch.
Ich weiß nicht, ob es eine erwachsene Person auf Erden gibt, die nicht in irgendeiner Weise, in heimlichen Phantasien oder verdrängten Gedanken, mit diesem Feld verbunden ist. Hinter der häufigen Ablehnung der Sexualität steht unbewusst immer deren geschichtliche Verbindung mit Gemeinheit und Gewalt.
Niemand, kein Mann und keine Frau, käme sonst auf die Idee, diese Quelle der Lebensfreude abzulehnen.
Es gibt keinen Punkt des Lebens, wo wir alle so geschädigt, so verstört und fehlgeleitet sind wie hier. Es muss definitiv klar sein, dass eine neue, humane Gesellschaft der Menschen nur lebensfähig ist, wenn sie eine vollkommen andere Auffassung von der Sexualität gewinnt und entsprechend eine neue ethnische Ordnung verwirklicht, die nicht mehr auf Lüge und Verdrängung basiert.
Die geschichtliche Unterdrückung der Sexualität war und ist verbunden mit Gewalt gegen Frauen.
Das Ausmaß dieser Gewalt kann nicht mit angemessenen Worten beschrieben werden. Wir können es uns auch nicht vorstellen, denn wir würden zusammenbrechen, wenn wir es mit eigenen Augen erleben würden. Nur andeutungsweise…
China: Jahrhundertelang werden den Mädchen die Füße abgebunden, weil kleine, verkrüppelte Füße den sexuellen Reiz für Männer vergrößern.
Afghanistan: Frauenverfolgung durch die Taliban. Finger mit roten Fingernägeln werden abgehackt.
Bangladesh: Schöne Frauen, die sich der männlichen Umwerbung entziehen, bekommen Schwefelsäure ins Gesicht, die Täter bleiben unbestraft.
Jugoslawien: Massenvergewaltigung im Krieg wie in allen Kriegen.
Afrika: Tag für Tag werden 6.000 Mädchen oder junge Frauen ohne Betäubung an den Genitalien verstümmelt. Wer einmal das Schreien eines solchen Mädchens gehört hat, und sei es nur im Fernsehen, weiß, wovon ich rede. „Beschneidung“ heißt das knappe Wort für diesen alltäglichen Wahnsinn.
Man könnte lange weitermachen: Gewalt im Mädchenhandel und in der Prostitution, Gewalt in den Ehen und Familien, Gewalt auf subtilere Art in der Werbung und in den Medien, Gewalt in den sexuellen Lustphantasien beider Geschlechter. Selbst die grausamsten Sexualtaten können sexuelle Lust erzeugen, so tief ist die Verbindung von Sexualität und Gewalt – als historisches Erbe – in unsere Zellen eingedrungen. Der französische Philosoph Georges Bataille hat es beschrieben in seinem Buch „Die Tränen des Eros“. Die – bewusste oder unbewusste – Verbindung von Sexualität und Gewalt gehört zum „Sozialcharakter“ (Erich Fromm) unserer Gesellschaft. Es hat keinen besonderen Sinn, Einzeltäter für Handlungen zu bestrafen, die aus einer kollektiven Struktur kommen. Die einzige Möglichkeit ihrer Heilung bestünde darin, sie vor den Einflüssen der bestehenden Gesellschaft zu schützen und in einen gänzlich anderen sozialen Raum zu geben, wo Sexualität nicht mit Gemeinheit, sondern mit Vertrauen verbunden ist. Aber wo in unserer Welt gibt es solche Räume? Solange wir die kollektive Struktur nicht verändern, wird es immer wieder zu den Taten kommen. Die menschliche Gesellschaft braucht eine neue sexuelle Basis.
Gewalt ist die Eruption blockierter Lebensenergien. Dies gilt besonders im sexuellen Bereich, da hier die meisten Energien blockiert sind.
Es gäbe keine Kriegsverbrecher, keine Sadisten, keine Massenmörder und keine Hooligans, wenn wir in einer menschlichen Gesellschaft leben würden, welche mit den Lebensenergien der Menschen verbunden ist. Ist es nicht idiotisch, auf Hooligans und sogenannte Rechtsradikale zu schimpfen und selbst weiter an dem gesellschaftlichen Korsett zu basteln, welches diese Gewalt täglich hervorbringt? Wir wissen aus Psychologie und Geschichte, dass oft diejenigen am lautesten nach Bestrafung rufen, die heimlich selbst teilhaben an sexuellen Exzessen und Gewaltorgien. Vorsicht, wenn jemand harte Strafen verlangt! Die Apostel der Moral hatten immer ein strenges Mundwerk, aber man durfte ihnen nicht unter die Röcke schauen. […]
Was der italienische Filmregisseur und Schriftsteller Pasolini in seinem Film „Die 120 Tage von Sodom„ dargestellt hat, ist keine Erfindung; es ist real passiert am Gardasee gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Und die merkwürdigen Ereignisse (Verbrechen), die in Belgien mit dem Massenmörder Marc Dutroux verbunden waren, führten hinauf bis zu Regierungsetagen, Regierungsbeamte, Polizeibehörden und Regionalpolitiker waren offenbar beteiligt an einem internationalen Kinderhandel zum Zwecke sadistischer Befriedigung. In unserer Zeit, mitten in unserer Gesellschaft. > Doku: Marc Dutroux und die toten Zeugen – Handlanger der Elite
Die Lust an der Gewalt steckt immer und überall. Es ist fast immer, wie Donna Leon schreibt, „Pipikram“, denn es handelt sich fast immer um Männer, die mit ihren sexuellen Energien nicht umgehen können. Aber wer kann das schon? Ich weigere mich, irgendwelche wesentlichen Unterschiede in moralischer Sicht anzuerkennen, solange die Gesellschaft so ist, wie sie ist.
In ihrem Bauch gärt ein furchtbares Geschwür von Sex und Gewalt. Wenn es ausbricht, geschieht Sodom und Gomorrha – heut wie eh und je.
Eine Gesellschaft, die im sexuellen Bereich inhuman ist, kann nicht durch Religion, Moral, Seelsorge oder Psychotherapie verbessert werden. Sie braucht eine andere Grundlage für das sexuelle Zusammenleben der Geschlechter. Das zeigt auch das Buch „Hundert Jahre Psychotherapie, und der Welt geht’s immer schlechter“ deutlich auf. Die Psychotherapie konnte trotz der Leistungen von Sigmund Freud und Wilhelm Reich das Thema der Sexualität und der Gewalt nicht lösen, weil es sich dabei nicht um ein individuelles, sondern um ein gesellschaftliches und geschichtliches Thema handelt….“
„Um das Leiden auf der Erde zu beenden,
brauchen wir eine neue Grundlage der menschlichen Zivilisation
und ein neues Konzept für die Besiedelung unseres Planeten.“
Dieter Duhm
Die heilige Matrix:
Von der Matrix der Gewalt zur Matrix des Lebens.
Grundlagen einer neuen Zivilisation
Epilog
Wann kommt der kollektive Augenblick des Begreifens bei den Menschen auf diesem Planeten? Wann begreift diese Menschheit, dass es ihre Spezies nicht nur hier auf Erden gibt – und sie in ihrer geistigen Entwicklung anderen Zivilisationen im unendlichen Kosmos weit hinterherhinkt? Die Informationen darüber sind schon lange bekannt, aber die Menschen weigern sich beharrlich, diese Fakten anzuerkennen – oder sind sie (noch) nicht in der Lage, des Ganze zu begreifen? Wenn der Mensch sich bewusst werden würde, was er in Wirklichkeit ist, dann könnte er keine Greueltaten wie oben beschrieben begehen. Dann würde er als Wissenschaftler nicht mehr einer lebensverachtenden Industrie dienen (Monsanto & Co., Rüstungsindustrie u.v.m.). Dann würde der Mann und die Frau der Armee den Rücken kehren.
Dann, ja dann… könnte sich die Menschheit hier auf Erden im Sinne des Einen, des universellen Schöpfers weiterentwickeln.
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