Der archaische Wunsch nach Identität
Seit geraumer Zeit wird mir immer mehr bewusst, wie wichtig für mich, für uns alle, die Verbindung zu den Ahnen ist. Was wissen wir eigentlich über unsere Ur-Ahnen, z.B. den > Kelten? Wie kam es eigentlich dazu, dass die meisten von uns nur ungläubig staunen, wenn man sie darauf anspricht?
Die Autorin Usch Henze schreibt dazu über die verlorenen Wurzeln des Alten Europa: „Die Römer nahmen den Völkern ihre Freiheit und Eigenständigkeit, danach wurde eine neue, falsch interpretierte Heilslehre aufgezwungen. Die natürlichste und wertvollste Eigenschaft des Menschen, zu denken, zu forschen, zu wissen, sich in der Fülle des Lebens zu entfalten, wurde unterdrückt. Der Bezug zur Natur, zur Erde, zum Kosmos, ja, fast jede menschliche Regung wurde zur Sünde stilisiert. Die Scheiterhaufen brannten in religiöser Euthanasie. Geschichte und Mythologie wurden verketzert und verboten. Der Geist des Alten Europa wurde endgültig gebrochen.
Wir erleben in einem sich erweiterten Verständnis für die jahrtausende alten Kulturen der Naturvölker, welche Bedeutung die Mythologie haben kann. Sie kennen darin ihre Geschichte bis zu den „Anfängen“ der göttlichen Ahnen. Es ist ein unglaubliches „Wissenhaben“, das nicht nur ein transpersonales, holographisches Erinnerungsvermögen beinhaltet, sondern auch eine mehrdimensionale Auffassungsgabe für den umgebenden Kosmos sowie für die Natur“. (1)
Wen wundert es dann, dass wir in den Kulturen anderer indigenen Völker „rumstochern“ anstatt nach den eigenen Wurzeln „zu graben“ um hier Antworten zu finden. Indem wir Kulturen aus verschiedenen Kontinenten zu uns holen (man denke nur an die vielen exotischen Massageformen in den Wellnesshotels/Institute), versuchen wir unbewusst die Lücke zu schließen, das gerissene Glied jener Kette zu schmieden, die uns wieder den Zugang zu unseren Ahnen und zu unserer Kultur ermöglicht.
Es ist der archaische Wunsch, unsere Identität, unsere Wurzeln wieder zu finden, ohne die wir nicht in der Lage sind, unsere Zukunft erfolgreich (im Sinne von „Heil werden“) zu gestalten und zur wahren Größe heranzuwachsen. In der Tiefe unseres Herzens wollen wir im Einklang mit der Natur und in Harmonie mit allen Geschöpfen hier auf Erden leben und den gebührenden Platz einnehmen, der Allen hier auf Erden zusteht. Andreas Lentz vom Neue Erde Verlag hat das Dilemma sehr treffend formuliert (2):
„Schon als Kind empfand ich es so, dass mit unserer Kultur und Lebensweise etwas nicht stimmt. So kam ich zu den Indianern, bei denen ich die Naturnähe fand, die mir bei uns fehlte. Und es war ein Indianer, der den damaligen Hippies, die Indianer werden wollten, sagte: Geht auf eurem eigenen Weg zurück. Da werdet ihr finden, was ihr verloren habt.“
Hinter jedem von uns steht eine Reihe von Ahnen, welche die wahre Kraft unseres Erbes wie ein Staffelholz von Generation zu Generation getragen haben. In unserer Ahnenreihe gibt es Mitglieder, die ihre Kraft und ihr Potenzial gelebt haben und andere die es nicht leben konnten, aber diese Kraft weitergegeben haben. Nun ist das Staffelholz in Deiner Hand! Verbinde Dich mit den Ahnen, die in ihrer vollen Größe und Kraft hier auf der Erde gewirkt haben. Deren Zeit mag weit zurückliegen, doch das wahre Potenzial Deiner Ahnen möchte in Dir erwachen und gelebt werden. (3)
Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Kultur unserer Vorfahren vor uns verborgen gehalten wird? Unwissende und verwirrte, von ihren Wurzeln abgetrennte Menschen können leichter in die gewünschte Richtung gelenkt werden…. Wir haben den Bezug zu unseren Vorfahren verloren und dadurch das Verhältnis zwischen unseren Kindern und uns sehr brüchig gemacht.
Nachdem ich meine Ahnen mütterlicherseits bis zurück ins 16. Jahrhundert namentlich kenne, versuche ich nun den „Zeitsprung“ zu den keltischen Vorfahren. Die Ahnenforschung väterlicherseits ist etwas ins Stocken geraten, da meine Vorfahren ca. 1801 von Deutschland (Ort noch unbekannt) nach Wolhynien (heute Ukraine), der „Kornkammer Russlands“, ausgewandert sind. Durch die Kriegswirren sind sie dann in verschiedene Richtungen u.a. nach Ostpreußen gezogen. Diese Umstände machen es mir etwas schwer, entsprechende Unterlagen wie z.B. Kirchenbücher zu finden und einzusehen….
Als „Transportmittel“ meiner geistigen und seelischen Reise dient mir dazu unter anderem die > Symphonie meines Lebensbaumes aus dem Keltischen Baumkreis. Mit der bewussten Hinwendung zur Natur erhalten wir über das Gefühl – darin sind alle Erinnerungen gespeichert – viele Antworten aus unseren „Vorzeiten“. Auch der Besuch von > keltischen Kraftorte kann dabei sehr hilfreich sein. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Geschichte der letzten Jahrtausende und im speziellen mit der Geschichte eines Volkes, lassen Puzzle gleich ein ganzes – vielleicht sogar Neues – Bild in sich selbst entstehen.
Möglicherweise helfen uns auch Hinweise wie von dem kosmischen Wesen, der in der Taiga lebenden Wedrussin Anastasia. Sie sagt, „dass es auf unserem Planeten einen Lebensabschnitt gab, den man als wedisch bezeichnet. Das wedrussische Volk sei nicht ausgestorben, es ist nur eingeschlafen. Dieses Volk lebte auf dem Gebiet, auf das heute die Grenzen solcher Staaten wie Russland, Ukraine, Belorussland, England, DEUTSCHLAND, Frankreich, Indien, China und viele andere kleine und große Staaten verlaufen. Noch vor kurzem, erst vor fünftausend Jahren, lebte unser Volk glücklich auf dem Gebiet vom Mittelmeer und Schwarzen Meer bis zu den Breiten des Hohen Nordens.“ (4)
Die Verbindungen zu unseren Vorfahren lassen sich auch wiederherstellen, indem man ihre > alten Rituale und Bräuche praktiziert. Die erste erforderliche Handlung ist allerdings Reue. Ja, Reue gegenüber den eigenen Vorfahren, die in unserer heutigen Gesellschaft als Heiden bezeichnet werden und von uns verleumdet oder verraten worden sind.
Ja, wir haben die traditionelle Kultur unserer Väter und Mütter verraten – eine Kultur, die zig Jahrtausende lang existierte.
Wir haben das Christentum zu unserer Tradition erklärt. Der christliche Glaube existiert aber bei uns erst seit ca. 1.500 Jahren und fällt somit auf keinen Fall unter den Begriff des „Traditionellen“.
Warum ist Reue erforderlich? Aus einem ganz einfachen Grund: Wenn wir unsere Vorfahren weiterhin für Wilde bzw. für stumpfsinnige Barbaren halten, wie es uns täglich mit viel Mühe suggeriert wird, und gleichzeitig versuchen, ihre Bräuche zu übernehmen, dann werden diese Bräuche ihre wahre Wirkung nicht entfalten können. Denn all ihre Bräuche basieren auf der Kenntnis der kosmischen Gesetze, der Zweckbestimmung der einzelnen Planeten und der Macht der Psyche, d.h. der Gedankenenergie.
Wir mögen uns bemühen, mithilfe ihrer Bräuche die kolossale Energie unserer Gedanken zu aktivieren, doch das wird uns nicht gelingen. Unseren Gedanken steht nämlich ein anderer Gedanke im Wege: der, dass unsere Vorfahren stumpfsinnig waren. Ein Paradoxon: Du bist ein Dummkopf, doch deine Handlungen sind wunderbar. Das eine widerspricht glatt dem anderen und schließt es damit aus. (5)
Unser Stammbaum führt uns zu Gott. Der Verrat der eigenen Vorfahren ist gleichbedeutend mit dem Auslöschen des eigenen Lebenssinns – oder mit dem Ausradieren des Göttlichen in uns selbst. (6)
Wir können unsere Ahnen auch ehren, indem wir sie in unser tägliches Gebet mit einschließen…
Ahnenhausgebet
Ihr Väter und Mütter, Töchter und Söhne, Ihr Brüder und Schwestern, Ihr Ahnen, die Ihr vor mir wart, ich rufe Euch an. Euch, die ich kannte, Euch, die ich nicht kenne, Euch, aus deren Gemeinschaft ich hervorging, ein Mensch aus Erde, Geist und Licht. Ein Mensch, der Eure Spuren trägt, Eure Erinnerungen, Eure Saat, die noch aufgehen will in einem Garten der Menschlichkeit.
Im Wissen um unsere Verbundenheit in Gott, um unsere Gaben und Aufgaben, um unsere Schritte auf der Erdenmutter, durch viele Jahre hindurch, spreche ich zu Euch.
Mit Dankbarkeit und Liebe denke ich an die Aufgaben, die Ihr erfülltet zum Wohle aller. An die Arbeit Eurer Hände, an die Sorgen in Euren Herzen, an Eure Kämpfe, Eure Träume, Eure Errungenschaften. An die Türen, die sich für mich und meine Liebsten öffneten durch Eure Gedanken, Euer Handeln, durch Euren Mut, Eure Kraft.
Mit tiefem Mitgefühl denke ich an Eure Leiden, Euren Schmerz, Eure Krankheit, Eure Verluste, Eure Kriege und Euren Hunger. An Euer Scheitern, dort wo es unausweichlich war.
Einen heiligen Lebensfaden habt Ihr aufgenommen, gewoben und weitergereicht. Und ich habe ihn wiederum aufgenommen, webe ihn weiter und werde ihn eines Tages weiterreichen. Ich erbitte den Segen Gottes, ebenso wie Euren Segen für mein Leben. Für meine Art, den heiligen Lebensfaden zu tragen, zu weben und weiterzugeben. Möge dieses Tun, möge mein Leben voller Liebe, Mitgefühl, Dankbarkeit und Menschlichkeit sein. Möge Euer Segen und Geleit das Beste in mir hervorbringen, zum Wohle aller, denen ich in diesem Leben begegnen darf.
Kraft der Liebe, aus der wir alle hervorgingen, und in die wir alle zurückkehren, segne auch ich unseren Lebensfaden, unser Seelenhaus, unsere Gemeinschaft im Einen, um die mein Herz weiß, zu jeder Stunde.
Amen (7)
Literatur:
(1) Usch Henze, Osning – Die Externsteine
(2) Andreas Lentz, Die Merowinger
(3) Anabella – Licht-Kraft-Zentrum
(4) Wladimir Megre, Anastasia – Das Wissen der Ahnen, Bd. 6, Seite 104
(5) Wladimir Megre, Anastasia – Die Bräuche der Liebe, Bd 8.2, Seite 40
(6) Wladimir Megre, Anastasia – Die Bräuche der Liebe, Bd 8.2, Seite 88
(7) Ahnenhausgebet – Quelle: Klanggebet
Buchempfehlung:
Buch: > Unser Keltisches Erbe
Bilder:
Mein Ur-Großvater: Johann Adolf Glass * 1857
Meine Ur-Großmutter: Amalie Pauline Glass * 1864
Gruppenbild – Mein Großvater: Karl Glass * 1893 + 1970 und meine Großonkeln
Hintergrundbild: frankie’s – fotolia.com
Triskele – Wikimedia
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Wissensquellen:
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