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Der große stehende Bruder

Die Weisheiten der inidgenen Völker


Die Bäume sind Verwandte von uns

„Wenn die jungen Leute mit der Natur und ihrer eigenen Beobachtungsgabe vertraut gemacht wurden, führten unsere Ältesten sie mit verbundenen Augen in die Wälder, wo sie neben einem bestimmten Baum sitzen mussten. „Bleibt mit verbundenen Augen hier sitzen, bis wir euch wieder abholen. Bleibt bei eurem Baum, berührt ihn, umarmt ihn, lehnt euch gegen ihn, stellt euch neben ihn. Lernt etwas von ihm.“

Nach einem halben Tag oder länger wurden die Jugendlichen ins Lager zurückgebracht; dort nahmen ihnen die Ältesten die Augenbinden ab und sagten: „Und jetzt sucht eure Bäume“. Nachdem sie einige Bäume berührt haben, fanden sie schließlich den, bei dem sie einige Zeit verbracht haben. Manchmal brauchten sie gar nicht viele Bäume berühren – diejenigen, die eine starke ausgeprägte Wahrnehmung besaßen, fanden ihre Bäume auf Anhieb wieder. Sie schienen von ihnen förmlich angezogen zu werden.

So begannen wir einen Kontakt zur Natur herzustellen. Es ist erstaunlich, was ein Baum einem alles geben kann. Er kann uns Energie liefern. Wenn wir lange Wanderungen durch bewaldetes Gebiet unternehmen, legen wir unsere Fingerspitzen oft an eine Zeder oder an die Nadeln einer Kiefer. Wenn man so dasteht und sie berührt, spürt man, wie ihre Energie in den Körper strömt. Bäume geben ständig Energie ab. Jede Nadel, jedes Blatt gibt uns Luft zum Atmen. Deshalb hat mein Volk sehr viel Achtung vor den Bäumen. Die Bäume sind Verwandte von uns – wir nennen sie „große stehende Brüder“.“

Literatur:
Bear Heart, Der Wind ist meine Mutter, Verlag Lübbe, 2000

Weißt du, dass die Bäume reden?

Weißt du, dass die Bäume reden?
Ja, sie reden.
Sie sprechen miteinander,
und sie sprechen zu dir,
wenn du zuhörst.
Aber die weißen Menschen
hören nicht zu.
Sie haben es nie der Mühe wert gefunden,
uns Indianer anzuhören,
und ich fürchte,
sie werden auf die anderen Stimmen
in der Natur nicht hören.
Ich selbst habe viel von den Bäumen erfahren:
– manchmal etwas über das Wetter,
– manchmal über Tiere,
– manchmal über den Großen Geist.

Tatanga Mani, Häuptling der Indianer (Walking Buffalo, geboren 1871, gestorben 1967) gehörte zum Volk der Stoney in Kanada.

Literatur:
Adrian Leser, Weisheit der Indianer- Vom Leben im Einklang mit der Natur, Scherz-Verlag 1991

Weshalb der weiße Mann komplett verrückt ist

Während seines Besuches bei den Pueblo Indios führte Carl G. Jung das folgende Gespräch mit einem von ihnen:

„Siehst du,“ sagte Ochwiay Biano,“wie grausam die Weißen aussehen? Ihre Lippen sind dünn, die Nase scharf, ihre Gesichter gefurcht und verzerrt durch Falten. Sogar Ihre Augen haben einen starren Ausdruck; Sie suchen immer nach etwas. Was suchen sie? Die Weißen wollen immer etwas; Sie sind immer unruhig und rastlos. Wir wissen nicht, was sie wollen. Wir verstehen sie nicht. Wir denken, dass sie verrückt sind.“

Ich fragte ihn, warum er denkt, dass alle Weiße verrückt sind.

„Sie sagen, dass sie mit ihren Köpfen denken“, antwortete er. „Aber natürlich. Was meinst denn du?“ fragte ich überrascht. „Wir denken hier“, sagte er und zeigte auf sein Herz.

> Quelle

Keine Zeit

Es gibt Menschen vor Ort, die sich mit Mut und Entschlossenheit den Kampf gegen Goliath, sprich den Konzernen, dem IWF, der Weltbank und den Regierungsorganisationen entgegenstellen.

Einer dieser Menschen ist Raoni, der Führer der Bewegung zum Schutz des Regenwaldes in Amazonien. Als er zu Anfang der Neunziger Jahre in die westliche Welt kam, sprach er diese Worte:

„Der weiße Mann ist seltsam. Er nimmt sich keine Zeit zum Träumen, zum Nachdenken, zum Genuss der Schönheiten der Erde wie dem Morgenrot oder einem abendlichen Bad im klaren Wasser eines Flusses. Er blickt niemals zu den Sternen auf. Nur Geld ist ihm wichtig, immer nur Geld. Er rennt, bis er tot umfällt. Sein Leben läuft vor ihm davon. Sogar für das Wasser, mit dem er seinen Durst löscht, muss er bezahlen. Er lebt nicht. Er überlebt in einer Welt, die für uns unverständlich ist. […] Der weiße Mann weiß nicht, wer er ist. Er teilt nicht. Ich habe Bettler auf den Straßen gesehen. Und Menschen, die blicklos an ihnen vorübergingen. Ihr habt keine guten Führer. In unserer Gesellschaft gibt es keine Bettler. Wir helfen uns gegenseitig. Vielleicht sind wir ja menschlicher als ihr.“

Literatur: Laurent de Bartillat, Simon Retallach, Stop zitiert in Wälder, die wir töten von Emmanuelle Grundmann



Bild:
Rainer Sturm – pixelio.de

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